Parodontologie

„Die richtige Ernährung ist mindestens genauso wichtig wie die tägliche Pflege unserer Zähne“

Zahnmediziner Rolf Dramburg beantwortet in diesem Interview Fragen zum Thema Vorsorge und Paradontitis

Was ist Parodontitis?

Die Parodontitis ist eine Volkskrankheit, eine chronische Entzündung des Zahnfleisches. 12 Millionen Deutsche sind davon betroffen. Sie wird verursacht durch Bakterien, die um den Zahn herum ihren sogenannten Biofilm aufbauen und in diesem Nährboden gefährliche Toxine bilden. Diese Toxine bauen langsam den Knochen ab.

Begünstigt wird diese Entzündung durch:

A) Mangelnde Mundhygiene
B) Schlechte Ernährung (Mangel an Vitaminen u. Mineralstoffen)

Leider verläuft diese weit verbreitete Krankheit lange Zeit unbemerkt, weil anfangs keine Schmerzen auftreten. Treten die ersten Beschwerden auf, zB. Bluten beim Zähneputzen, schmerzhafte Zahnfleichpapillen, Mundgeruch etc., ändert sich häufig auch das Essverhalten. Knackiges Obst und Gemüse wird vermieden, dafür eher weich gekochtes bevorzugt. Dies führt zu weiterer Mangelernährung.

Studien haben gezeigt, dass u.a. Vitamin C eine wichtige Schutzfunktion darstellt. Vitamin C ist ein sehr wichtiges Antioxidans bei Entzündungen (z.B. Skorbut). Aber da die Parodontitis eine entzündliche Erkrankung ist, sind alle entzündungshemmenden Vitalstoffe (Antioxidantien) wichtig, dazu gehören nicht nur Vitamine, sondern auch die noch wichtigeren sekundären Pflanzenstoffe, wie sie nur in rohem Obst und Gemüse vorkommen (Buchempfehlung: Krebszellen mögen keine Himbeeren).

Weitere Folgeerkrankungen sind durch eine Entzündung bedingte Förderung der Blutgerinnung und damit einhergehend ein dreifach erhöhtes Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall sowie die Ansiedlung der Parodontitiskeime an der Herzklappe. Bei Diabetikern erhöht sich das Risiko für eine ungünstige Blutzucker–Einstellung. Auch Schwangere haben ein erhöhtes Erkrankungsrisiko. Raucher sind besonders gefährdet, da durch den giftigen Rauch im unmittelbaren Kontakt mit der Mundschleimhaut diese weniger durchblutet wird und die freien Radikale im Rauch die Entzündung fördern. Auch Erkrankungen des Rheumatischen Formenkreises können durch Parodontitis verursacht werden.

Wie kann ich mich schützen und vorsorgen?

Die regelmäßige zahnärztliche professionelle Zahnreinigung kann sowohl vorbeugen, als auch die Erkrankung im Anfangsstadium aufhalten. Dies beinhaltet auch die Instruktion und Motivation für die tägliche Pflege zu Hause. Für die ausgewogene Ernährung gibt es ebenfalls professionelle Beratung.

Was heißt VORSORGE?

Ich will dies deutlich machen am Beispiel einer typischen Karies. Wie alle wissen seit unserer frühen Kindheit, wie wichtig es ist, täglich unsere Zähne zu putzen, damit Bakterien, die die Karies verursachen, keine Chance bekommen.

Das erfordert aber tägliche Pflege, tägliche Vorsorge, mehrmals. Nicht einmal am Tag, oder einmal pro Woche, sondern mehrmals am Tag.

Wird diese Regel nicht befolgt, erkranken unsere Zähne. Zunächst unbemerkt, evtl. wird die Karies frühzeitig entdeckt, durch den regelmäßigen Zahnarztbesuch, oder der Schmerz erfordert dringende Hilfe durch den Zahnarzt.

Ist der Schmerz schon da, haben die Bakterien meist schon den Zahnnerv erreicht, oft ist diese Zahnnerv dann nicht mehr zu retten. Es folgt eine Wurzelbehandlung oder sogar schon die Extraktion des Zahnes.

VORSORGE heißt also:

Tägliche Pflege und möglichst Früherkennung, um nicht zu Erkranken.

Das Ziel heißt: Gesund alt werden.

Dieser Leitspruch gilt nicht nur für die Karies oder Parodontitis, sondern für alle Entzündungen die unseren Körper angreifen. Dafür hat unser Körper ein ausgeklügeltes Immunsystem erschaffen. Auch dieses Immunsystem braucht tägliche Pflege und Aufmerksamkeit.

Diese tägliche Pflege können wir nur durch tägliche Aufnahme von Vitalstoffen, in Form von OBST, GEMÜSE und BEEREN, bewirken. Nicht einmal am Tag, oder einmal pro Woche, sondern täglich, mehrmals. Nach Untersuchungen der WHO zwischen 5 – 10 mal pro Tag.

Sollte dies nicht möglich sein, können auch ausgesuchte Nahrungsergänzungen hilfreich sein, bei denen diese Rohstoffe verwendet werden. Künstliche Vitamine helfen kaum.

Hilfreich kann auch eine individuelle Stoffwechselanalyse sein, die ganz persönlich analysiert, wo die individuelle Stärke oder Schwäche liegt. Sie kann uns zeigen, wie ich bei meinem individuellem Typus die beste Vorsorge betreiben kann.

Die vorbeugende Praxis

Karies und Zahnfleisch Erkrankungen sind somit überwiegend verhaltensbedingte und meist selbst zu verantwortende Krankheiten. Sie können durch eine systematische häusliche Mundhygiene und unterstützend durch professionelle Prophylaxe Maßnahmen in der Zahnarztpraxis vermieden werden.

Zur zahnärztlichen Individualvorsorge gehören:

  • Regelmäßige Kontrolluntersuchungen
    • Mundhygienestatus
    • Aufklärung und Motivation
    • Speicheltest
    • Professionelle Zahnreinigung
    • Professionelle Fluoridierung
  • Fissurenversiegelung


Diese Maßnahmen sind nicht nur bei Kindern und Jugendlichen notwendig, sondern ebenso im Erwachsenenalter. Auch dann, wenn bereits Zahnersatz getragen wird.

Der Erfolg der "Prophylaxe Maßnahmen" ist für Sie und Ihren Zahnarzt bei regelmäßigen Kontrolluntersuchungen überprüfbar. Bedauerlicherweise sind einige dieser Maßnahmen, blau gekennzeichnet, im Rahmen der Gesundheitsreform nicht mehr in den Leistungen der Krankenkassen enthalten. Die Vorsorge, dass Krankheiten erst gar nicht entstehen unterliegt unserer Selbstverantwortung.